International Reputation World Tour: Malaysia – Teil 2
International Reputation in Malaysia – ein Land, dessen kulturelle und ethnische Fülle mich in meinem letzten Blogbeitrag (s. Malaysia Teil 1) über eine harmonisch funktionierende Gesellschaft und die Rolle ihres Rufs berichten ließ, hat noch eine weitere – eine ebenso spannende – Facette. Denn neben den Bräuchen und Verhaltensregeln in der Bevölkerung, spielt das Thema Reputation vor allem in den urbanen Regionen eine immer substanziellere Rolle. Daher hier nun: Malaysia Teil 2.
Städte wie Kuala Lumpur oder Georgtown, Penang wuchsen in den letzten Jahrzehnten nämlich zu regelrechten Wirtschaftsmotoren Malaysias heran. Für Unternehmer bedeutet das: Steigt die Konkurrenz und die Tragweite ihrer Serviceleistungen oder Produkte, kann der Ruf zu einem Damoklesschwert werden, das über Scheitern oder Fortbestehen des Erfolges entscheidet. Doch genau darüber wollte ich mehr wissen: Denke ich zu westlich – zu Deutsch? Könnte es sein, dass der Ruf von Firmen hier eine geringfügigere Bedeutung hat und die Kluft zwischen West und Ost auch in Punkto Reputation in Organisationen Überraschungen für mich parat hat?
Nicht weit von den ärmeren und chaotischeren Bezirken entfernt habe ich mich also in Kuala Lumpur auf die Suche nach den Wirtschafts- und Unternehmensvierteln der Metropole gemacht. Die ersten Schritte aus der Schwebebahn, die mich in den Wirtschaftssektor der Hauptstadt beförderte, ließen mich staunen: Hier herrscht ein anderes Klima als noch vor ein paar Minuten. Zwischen den sich in den Himmel türmenden Wolkenkratzern schossen Taxen und die ein oder andere Luxuskarosse durch die Straßen.
Prestige und Wachstum koexistieren hier neben Armut und nativer Kultur – eine Szenerie, die ich noch vor wenigen Augenblicken nicht erwartet hatte. So machte ich mich dann auf die Suche nach Personen, die die malaiische Wirtschaft kennen, die wissen, welchen Stellenwert Reputation hier zu Lande hat und mir einen Einblick geben können.
International Reputation in Malaysia: Große Firma – große Bedeutung, kleine Firma – kleine Bedeutung?
Ich sitze mit dem 39 Jährigen Betriebswirt Erik Yoa Long in einer wohltuend klimatisierten Hotellobby. Unser Thema: International Reputation.Yoa Long lebt und arbeitet seit 8 Jahren in Kuala Lumpur und kennt die Methoden vieler Unternehmen. Er hat in diesen Jahren für zwei verschiedene Unternehmen als Marketing Koordinator gearbeitet. Eines davon war ein großer internationaler Konzern. Interessiert hat mich zu Beginn, ob Firmen das Thema Reputation auf der Agenda stehen haben.
Ist das Bewusstsein für Schutz und Verbesserung des Rufes hier überhaupt gegenwärtig?
„Die großen internationalen Unternehmen geben eine Menge Geld für Reputationsmanagement aus, um den Ruf zu schützen, hier fällt auch regelmäßig das Wort Ruf oder International Reputation. Konsultiert werden dann oft große Reputation Management oder Marketing Agenturen, aber oft observieren auch die eigenen Mitarbeiter die Social Media Kanäle mit oder ohne unterstützender Software – das ist dann oft die Arbeit der Praktikanten“, so der gebürtige Chinese und schmunzelte. „Und die Mittelständischen, malaiischen Betriebe?“, fragte ich weiter, „die meisten Mittelständler haben eine Facebook oder Twitter Seite, aber eine klare Strategie oder gar unterstützende Software wird so gut wie nie in Betracht gezogen.“
International Reputation in Malaysia – es herrschen kulturelle Unterschiede
Es scheint, als ob es hier eine scharfe Trennung bei dem Thema Reputation und den Umgang zwischen den internationalen chinesischen, amerikanischen oder europäischen Firmen und den mittelständischen, oft einheimischen Firmen gibt. Jedoch gilt dies für nicht alle einheimische Firmen, die großen malaiischen Firmen sind sich durchaus ihrer Außenwahrnehmung und ihres Rufes bewusst und tun ggf. auch etwas dafür. „Nur nicht ansatzweise auf dem Level der internationalen Firmen“, so Yoa Long. Doch warum dieser Unterschied, ist ein zusätzliches Augenmerk auf den Ruf schlichtweg zu aufwendig, zu teuer oder ist die Rolle der Reputation in Malaysia noch nicht da, wo sie in Europa ist? Ich hake nach.
„Eine klare Antwort gibt es da nicht. Wenn Sie mich fragen, dann hat es in den wenigsten Fällen einen finanziellen Grund, denn viele Reputation Management Agenturen aus dem Süd-Ost Asiatischen Raum bieten mittlerweile ihre Leistungen zu sehr günstigen Konditionen an, die auch ein durchschnittliches mittelständisches Unternehmen stemmen kann. Ich glaube, dass vielen kleineren Unternehmen das Bewusstsein fehlt – dass sie nicht verstehen, wie schnell der Ruf unter Beschuss geraten kann“, so der Betriebswirt, „und wenn es dann passiert, werden die Probleme meist an anderen Stellen gesucht und Sie wissen ja, wenn man lang genug sucht, dann findet man auch ein anderes Problem.“
Der Unterschied zwischen vielen westlichen Konzernen und einem Großteil der malaiischen Firmen könnte also in einer Unterschätzung der destruktiven Gefahren liegen, die von einer beschädigten Reputation ausgehen. Ein klarer Gegensatz zu den deutschen Mittelständlern, denn gerade auch dort wird Hilfe in Anspruch genommen. Als ich Yoa Long davon erzählte, dass die REVOLVERMÄNNER GmbH viele mittelständische Unternehmen zu ihren Kunden zählen, staunte er: „Das ist in der Tat interessant, das spricht für ein moderneres Denken; die Gefahren sind nämlich da, für alle Unternehmensgrößen“.
International Reputation – die Gefahr existiert, die Reaktion bleibt aus.
Die kleineren Betriebe unterschätzen also die Risiken und auch die großen malaiischen Firmen schätzen die Schlagkraft des Rufes geringer ein, als beispielsweise deutsche Unternehmen. Wie schnell ein schlechter Ruf innerhalb von Sekunden zu einem Lauffeuer werden kann, bestätigt der Fall Malaysia Airlines.
Ein Beispiel dafür, wie schnell ein Ruf in Malaysia beschädigt oder zerstört werden kann demonstrieren die Abstürze zweier Malaysia Airlines Flüge im Jahr 2014. Die größte Airline Malaysias erlebte nach den Tragödien einen immensen Vertrauensverlust und das vor allem auch von Einheimischen. Im übrigen auch ein Zeichen für eine nicht vorhanden oder sehr schlechte Krisenkommunikation, aber das nur am Rande. Die Marke „Malaysia Airlines“ verlor enorm an Wert und die digitalen wie auch analogen Medien berichten bis heute noch über Ursachen und Schuldzuweisungen. Einige sind davon überzeugt, dass dieses Ereignis ein Paukenschlag für viele Unternehmen in Malaysia war.
So auch Jonathan Bondman, ein Unternehmer aus Texas, der geschäftlich oft in Malaysia und Süd Ost Asien unterwegs ist: „Das Event hat mich damals natürlich emotional berührt, vor allem als Vielflieger. Was danach mit der Marke passiert ist und wie die Gesellschaft auf den Namen reagiert hat, hat viele Geschäftsleute hier zum Nachdenken gebracht, so viel ist sicher.“
Auch in einer vom Malaysian Institute of Integrity (MII) und dem Chartered Institute of Management Accountants (CIMA) veröffentlichten Arbeit über die Bedeutung von Reputationsrisiken in Süd-Ost Asien geht hervor, dass 79% aller Befragten führender Großunternehmer mehr Gewicht auf Reputationsrisiko legen als noch in den Jahren zuvor, jedoch geben gleichzeitig 95% aller Teilnehmer an, nicht effektiv genug das Internet zu observieren.
Klar ist also, dass Reputation bei den großen Betrieben ein Begriff ist, der Aufmerksamkeit erregt. Ihnen ist deutlich, was eine schlechte Reputation anrichten kann. Nur sich aktiv und präventiv gegen Attacken auf den Ruf vorzubereiten, scheint noch nicht an der Tagesordnung zu sein.
International Reputation in Malaysia: Mein Fazit
Malaysia hat mir neben seinen gesellschaftlichen Facetten nun also auch einen Einblick in die Reputation ihrer Unternehmen gegeben und mir die international Reputation etwas näher gebracht. Interessant war es zu verstehen, dass Reputation bei den großen Firmen von großer Bedeutung ist, aber Mittelständler nicht viel für ihre Reputation tun, sich nicht aktiv schützen und nicht wirkungsvoll intervenieren, falls sie unter Beschuss geraten. Ein Unterschied zu vielen deutschen Firmen.
Obwohl auch da noch längst nicht jeder um die Macht des World Wide Webs in Verbindung mit der eigenen Reputation weiß und Aufklärungsbedarf herrscht, scheint in Malaysia jedoch nur für große internationale Betriebe Reputation so wichtig zu sein, dass sie tätig werden, falls der Ruf des Namens in Gefahr ist. Größeren einheimischen Unternehmen fehlt wohlmöglich noch immer die Motivation, sich effektiver auf den Worst Case vorzubereiten und noch mehr Energie in den Schutz und die Verbesserung des Rufes zu stecken.
Die Zeit in Malaysia geht nun für mich zu Ende und ich bedanke mich bei allen Gesprächspartnern, die sich die Zeit genommen haben, Informationen und vor allem tolle Eindrücke von ihrem Land zu vermitteln. So war es mir möglich, einen tiefen Einblick in die gesellschaftliche und unternehmerische Kultur Malaysias zu bekommen und zu lernen, welche Rolle Reputation in diesem Zusammenhang spielt.
Nun heißt es: Next Stop – Indonesien!