Hetze im Netz
Hetze im Netz – ein Thema, das derzeit wieder alle Schlagzeilen besetzt. Nicht zuletzt durch die Verurteilung des Peinigers von Amanda Todd (siehe Beitrag vom 17.03.2017). Aber welche Mechanismen stecken eigentlich hinter der digitalen Hetzjagd – dem Cybermobbing? In einem Experiment mit SAT1 akte 20.17 spezial zeigt der Reputationsmanager und Experte für Cybermobbing, Christian Scherg, wie einfach Hemmschwellen abgebaut werden und man unter dem Schutzmantel der Anonymität zum gnadenlosen Cybermobber wird.
Hetze im Netz – die Hemmschwelle ist niedrig
Opfer von Cybermobbing oder Cyberbulling zu werden kann jedem jederzeit passieren. Ein falsches Wort, ein missverstandener Scherz oder ein Nacktbild für den Liebsten kann verheerende Folgen haben, nämlich dann, wenn es im Internet landet. Schlimm genug, wenn private Bilder plötzlich im Netz zu sehen sind, schlimmer ist jedoch, wenn diese dann kommentiert werden und zu einer wahren Hetze im Netz werden. Ohnmächtig mussten die Betroffenen, die in dem Beitrag ihre Geschichten erzählten, erleben wie sich binnen kürzester Zeit ohne Vorwarnung und oft ohne triftigen Grund ihr Leben von Grund auf veränderte. Hasskommentare, Beleidigung und sogar Drohungen brachen über sie herein.
Die Motivation für so viel Hass im Netz ist für viele oft nicht nachvollziehbar aber eigentlich doch so menschlich. Christian Scherg, Gründer der REVOLVERMÄNNER GmbH schützt und rettet seit 10 Jahren die Reputation von Personen im Netz – auch Opfer von Cybermobbing gehören von Beginn zu seinen Kunden. Und immer ist es das Gleiche. Die Anonymität, mit der die Angreifer sich in Sicherheit wiegen und die eine Identifizierung der Täter nahezu unmöglich macht, baut die größte Hemmschwelle ab. Auch die Tatsache, die Opfer nicht leiden zu sehen, keine direkte Reaktion zu erhalten, macht es einfacher, ungehemmt zu beleidigen, zu diffamieren und zu verletzen.
Hetze im Netz – das Experiment
Das macht das Experiment mehr als deutlich. 20 Probanden wurden gebeten sich das Video einer Bloggerin anzusehen und in einer anschließenden simulierten Diskussion darüber zu entscheiden, ob die Bloggerin als Moderation für ein Online Lifestyle Magazin geeignet ist. Die REVOLVERMÄNNER GmbH stellte dafür ihren eigens entwickelten Shitstormsimulator zur Verfügung. Ein Programm, dass die Funktionsweise von Facebook simuliert und es so ermöglicht, u.a. einen Shiststorm unter realen Bedingungen auszulösen und somit auch zu trainieren.
Die Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt, erhielten anonyme Nicknames und wurden räumlich getrennt – Gruppe Pro gegen Gruppe Contra. Die einzige Anweisung: Die eigene Meinung mit aller Macht vehement zu vertreten. Die Hetze im Netz beginnt.
Wenig überraschend, dass die Gruppe Contra, geschützt durch die räumliche Trennung und durch die Anonymität der Nicknames, aber auch durch die Tatsache, dass sie Verbündete hatten, relativ schnell alle Hemmungen fallen ließen und sowohl die Bloggerin als auch die Fürsprecher durch Hetze im Netz regelrecht fertig gemacht haben.