Von Minichips, die große Schlagzeilen machen
Unter die Haut und an die Nerven: Zwischen Daumen und Zeigefinger wird ein codierter Minichip gespritzt. Der Eingriff findet auf der CeBIT statt und lähmt die Berichterstattung. Unisono berichten die Medien über diese Schaubudennummer, deren Technik älter ist als der PC: Transponder ermöglichen längst die Registrierung von Nutz- und Haustieren, die Beobachtung von Wild und auch die Identifikation von Menschen.
Aus Pass und Personalausweis, Preisschildern, Eintrittskarten und Geldscheinen senden die kleinen Informationsträger schon jetzt im elektromagnetischen Feld gespeicherte Inhalte.
Jeder von uns hatte diese RFID-Etiketten also schon mal in den Fingern. Nun sollen reiskorngroße glasummantelte Transponder in der Hand verbleiben, damit wir die codierte Haustür berührungslos öffnen können. Das ist ebenso aufregend, wie mit der piependen Hose an der Sicherheitsschleuse bei C&A erwischt zu werden. Auch hier wird vom Empfänger einfach eine Kennung abgefragt. Das alleine kann beim besten Willen nicht begeistern. Doch Digitaltechnik selbst ist so ereignislos geworden, dass schon die geänderte Verortung eines elektronischen Bausteins der Nachricht wert scheint.
Da wundert es nicht, wenn die Implantate irgendwann im Kopf landen, denn wo sollen sie sonst noch hin. Dass die Identitätsknubbel durch den Körper wandern können, erschwert allerdings bei Katzen und Hunde und Pferde bereits das Auslesen. Der Abstand zwischen Sender und Empfänger muss bei der Near Field Communication recht dicht sein. So rückt uns auch noch die NFC-Lesetechnik auf und unter die Pelle. Vorbei die Zeiten, da Büro- und Informationstechnik attraktiv waren. Jetzt zeigt uns die CeBIT, wo wir uns diese überall hinstecken können. Wir sind längst Teil des Internet of Things, ganz ohne kleines Dingeling. Auf diese Freak-Einlage lässt sich verzichten, sie ist obskur und obszön, maximal als Taschenspielertrick eine Meldung wert. Aber eigentlich interessiert sie gar nicht so arg. Das ist die Neuigkeit.