Kommunikation in Coronazeiten
Die Kommunikation in Coronazeiten hat sich grundlegend verändert. Im Rahmen der Corona-Situation wurde zum Eindämmen der Verbreitung von COVID-19 irgendwann ein striktes Social-Distancing unumgänglich. Beruflich, aber auch privat boomen daher Video-Plattformen wie Zoom, Skype und WebEx Meetings. Man trifft sich online auf ein Glas Wein, für Gesellschaftsspiele wie Stadt-Land-Fluss oder für einen face-to-face-Plausch. Doch inwiefern wird uns die digitale Kommunikation auch in Zukunft und nach der Krise beeinflussen? Wird es künftig normal sein, auf Distanz zu kommunizieren?
In einer Gesprächsrunde von Steinel TV diskutieren der Kommunikationsexperte Christian Scherg sowie weitere Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zentrale Fragen der Digitalisierung, insbesondere im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf das menschliche Verhalten und Miteinander.
Von der Qualität der virtuellen Räume
Die Experten sind sich einig, dass die situationsbedingten Veränderungen nicht nur temporärer Natur sein werden. Aufgrund der Notwendigkeit sinkt derzeit die Ablehnung gegen digitale Kommunikation, denn um seinem Beruf nachgehen zu können bzw. um auch nicht privat zu vereinsamen, beschäftigen sich viele zwangsläufig mit virtuellen Räumen und beginnen gleichzeitig, sich in diesen auszudrücken. Während in physischen Treffen neben Mimik unter anderem die Ganzkörpersprache und der Kleidungsstil den Charakter sowie den sozialen Standpunkt unterstreichen, rückt die Kulisse in einem Video-Chat, in dem man statisch sitzt und nur der Oberkörper zu sehen ist, in den Vordergrund.
Nicht nur das Was, sondern auch das Wie sind Aspekte, die Christian Scherg als Kommunikationsexperte im Rahmen seiner Arbeit seit jeher beleuchtet. Scherg vermutet hier einen rasanten Anstieg der Kreativität und der Nachfragen nach Architekten für virtuelle Räume, um ein bestimmtes Feeling zu transportieren. Die Wirkung von Farben, Gegenständen und der Lichteinfall gewinnen an Gewicht, da pflichten ihm die anderen Experten bei. Sowohl eine Bücherwand als auch ein Kunstwerk suggerieren den anderen Chat-Teilnehmern bewusst oder unbewusst ein einschlägiges Bild, das man aktiv vermitteln kann.
Kommunikation in Coronazeiten – Von der Qualität der Quantität
Zu berücksichtigen gelten im Video-Chat aber auch die kulturellen Unterschiede in der Form der Unterhaltung, betont Christian Scherg. Während es die Deutschen gewohnt sind, zielorientiert und komprimiert Informationen auszutauschen, empfinden zum Beispiel Personen aus dem asiatischen Raum diese schnörkellose Form meist als sehr unhöflich. Zwar kommunizieren wir aufgrund der bisher unbequemen Video-Situation effizienter und sparen viel Zeit, auch weil die Anfahrt zum Gesprächsort entfällt, dennoch ist es für das soziale Gefüge besonders wichtig, auch das Plaudern nicht zu vernachlässigen.
Während sich die digitale Kommunikation in allen Bereichen nun progressiv ausbreitet, raten die Experten unisono dringend zur Bewahrung des Menschlichen in der Kommunikation. Die soziale Distanz darf nicht zu emotionaler Distanz führen, persönliche zwischenmenschliche Beziehungen sind unabdingbar und jeder Einzelne sollte sein gesellschaftliches Verhalten zukünftig genau beobachten und hinterfragen, damit es ihm nicht verloren geht.