Christian Scherg beim AV BW
Am Mittwoch, den 8. Mai 2013 war Christian Scherg als Experte zu einer Podiumsdiskussion des Anwaltsverbandes Baden-Württemberg [AV BW] geladen. Das Thema des gesellschaftspolitischen Matinees war „Shitstorm – enden die Persönlichkeitsrechte vor dem Internet?“. Über die Podiumsdiskussion in Stuttgart berichtete auch der Reutlinger General-Anzeiger am 11. Mai.
Nach den Begrüßungsworten des AV BW-Verbandspräsidenten Prof. Dr. Peter Kothe stellten vier juristische und medienerfahrene Experten Folgen und Handlungsstrategien für Betroffene von Kritik oder eines Shitstorms im Internet dar. Moderiert wurde die Runde von SWR-Moderator Jörg Assenheimer.
Zu Beginn der Runde unterschieden die Experten, ob Betroffene von rufschädigenden Inhalten Kenntnis haben und mit diesen im Alltag konfrontiert werden, etwa durch Cybermobbing und Hetzkampagnen oder ob diese erst viel später Kenntnis von den negativen Inhalten erhalten. Ob diese Inhalte der Wahrheit entsprechen, sei, so waren sich die Experten einig, nicht wichtig.
Nicht immer lohnt es sich, ein kommunikatives Gegengewicht zu rufschädigenden Inhalten zu schaffen, da Dritte häufig durch eine Gegendarstellung oder durch Löschversuche Kenntnis von diesen diskreditierenden Inhalten erhalten. Vielmehr vermittelte die Expertenrunde den zahlreichen Gästen aus der Wirtschaft, von Behörden, der Justiz, Verbänden, Schulen, der Anwaltschaft und den Medien, dass es sinnvoll ist, sich früh ein Netzwerk von Fürsprechern aufzubauen und den eigenen Umgang mit Medien zu schulen. Christian Scherg, Geschäftsführer der REVOLVERMÄNNER GmbH und Autor des Buches Rufmord im Internet, empfahl den Zuhörern, Kritik an ein einzelnes Unternehmen zu einem Branchenthema auszuweiten und auf dieser Basis sachliche Informationen über Vorwürfe, Prozesse und Produkte auf wichtigen Kanälen wie Facebook, Twitter oder Blogs bereitzustellen. So könne ein Gegengewicht und die Deutungshoheit erlangt werden.
Über rechtliche Aspekte wurde ebenfalls gesprochen. So gebe es zwar zum Beispiel in Bayern eine „Cyber-Polizei“, diese geht jedoch meist Themen wie Kinderpornografie, Wirtschaftsspionage, Datenklau und illegalen Geldtransfers nach. Sogenannte Ehrdelikte werden dabei eher stiefmütterlich behandelt. Die Expertenrunde wies zudem darauf hin, dass das Aufheben der Anonymität im Internet praktisch unmöglich sei. Dafür müsste das gesamte Internet von allen Staaten einheitlich kontrolliert werden – eine nicht zu bewältigende Aufgabe.
Im Anschluss an die Expertenrunde machten die Gäste von der Möglichkeit Gebrauch, mit den Experten zu diskutieren und Fragen zu stellen. Beim abschließenden Get together konnten Experten und die Gäste zudem miteinander ins Gespräch kommen.