Cybermobbing in einer neuen Dimension
Der Youtuber „Drachenlord“ hat erfahren, wie weit der Hass im Netz gehen kann. Die Netzgemeinde verabredete sich zum sogenannten „Schanzenfest“, mehrere Hunderte Mobber trafen sich im Wohnort des Youtubers. Dieser Fall zeigt eine neue Dimension von Cybermobbing in Deutschland.
Der Krisenkommunikationsexperte Christian Scherg gab in den Medien eine Einschätzung der Lage ab. Er ging dabei auch auf die Frage ein, wie man sich dem Hass im Netz am besten entgegenstellt und was der „Drachenlord“ bei seinem Umgang mit dem Hass falsch gemacht hat.
Das „Schanzenfest“ – Cybermobbing als Event
Rainer W., im Internet besser bekannt als der „Drachenlord“ erstellt für die Plattform YouTube Videos. Auf der Plattform ist er schnell zu einem der kontroversesten User geworden, da er mehrere fragwürdige Äußerungen abgegeben hat. Es entstand ein regelrechter negativer Hype um seine Person. Das Cybermobbing begann mit einer Flut an negativen Kommentaren und verselbstständigte sich schnell. Es wurden neue Inhalte auf der Videoplattform erstellt, deren Inhalt einzig die Diffamierung des „Drachenlords“ war.
Auf diese Mobbing-Welle reagierte der Youtuber mit neuen Videos, in denen er dem Hass seinen eigenen Hass entgegenstellte. Er bedrohte seine Peiniger und forderte diese auf, ihn in der realen Welt zu besuchen. Bei diesem Wutanfall gab er seine private Adresse in einem 40-Seelen-Dorf im Raum Emskirchen bekannt. Immer wieder kamen Mobber in das Dorf, um ihren Hass aus dem Netz in die reale Welt zu tragen.
Doch Ende August nahm die Konfrontation mit dem Hass der Mobber ganz neue Ausmaße an. Bis zu 800 User verabredeten sich, um gemeinsam den „Drachenlord” aufzusuchen und ihn zu peinigen. Durch den großen Ansturm entwickelte sich das „Schanzenfest“, wie die Mobber die Veranstaltung nannten, zu einem eigenen Medienereignis. Nach Christian Scherg, der sich intensiv mit dem Thema Cybermobbing befasst hat, gewann die Veranstaltung dadurch einen Eventcharakter.
„Don’t feed the troll!“ – Mittel gegen Cybermobbing
Eigentlich kann einem der „Drachenlord“ nur leidtun, da der Eindruck entsteht, dass der Youtuber der Situation nicht wirklich gewachsen ist und seine eigenen Handlungen nicht richtig einordnen kann, so der Cybermobbing-Experte Scherg.
Generell kann man in solchen Fällen des Mobbings den Betroffenen nur raten, nicht auf alles zu reagieren. Auch noch eigene Videos über den erfahrenen Hass ins Internet zu stellen, ist kontraindizierend. Sich ständig darum zu bemühen, jede Kritik zu beantworten und dieser so eine noch größere Plattform zu bieten ist falsch. Solch ein Verhalten spornt nur zu weiterem Hass an. In so einem Extremfall muss sich das Opfer, laut Scherg, zurückziehen. In diesem Zusammenhang fügt er noch hinzu: „Auf jeden Fall muss man den ‚Drachenlord‘ vor sich selber schützen.“
Der Fall des Drachenlords in den Medien
Eine ausführliche Darstellung der Hassdemo und ein komplettes Interview mit dem Cybermobbing Experten Christian Scherg finden Sie in dem Artikel von Sputnik Deutschland „Hassdemo gegen den ‚Drachenlord‘“.
Darüber hinaus hat Scherg auch eine Einschätzung zu dem Hass gegen den „Drachenlord“ im SAT1-Frühstücksfernsehen gegeben.