Cybermobbing in Zeiten von Corona
Cybermobbing in Zeiten von Corona kann viele unterschiedliche Gestalten annehmen. In einem Interview mit SWR3 geht Cybermobbing-Experte Christian Scherg auf die unterschiedlichen Formen und Methoden ein, in der Rufmord- und Schikanemanöver im Internet daherkommen können. Dabei richten sie die Angriffe nicht nur gegen Schüler – auch Lehrer sind in vielen Fällen das Ziel von Mobbing-Attacken.
“Gerade in Videokonferenzen im Bereich Homeschooling kommen die unterschiedlichsten Manöver vor”, sagt der Kommunikationscoach. “Dazu gehören das Aufnehmen von Chatverläufen, das Teilen von Bildern aus der Videokonferenz auf anderen Plattformen wie WhatsApp oder das Stummschalten von Mitschülern oder Lehrern.”
Das Internet entwickelt sich auch im negativen Sinn immer mehr zum digitalen Schulhof: Konflikte, die früher hier ausgetragen wurden, finden zunehmend im digitalen Raum statt.
Strategien gegen das Online Mobbing
Neben Schülern äußern auch immer mehr Lehrer deutlichen Unwillen dagegen, Unterricht online abzuhalten. Ein wichtiger Grund: die ständig wachsende Tendenz zum Online-Mobbing. “Doch dagegen das Cybermobbing in Zeiten von Corona gibt es Abwehrstrategien”, sagt Reputationsexperte Christian Scherg.
“Wichtig – vor allem für Lehrkräfte – ist es, die Technik richtig zu beherrschen, das ist die Grundlage von allem.” Der Mobbing-Experte weist in diesem Zusammenhang besonders auch die Videokonferenz-Software hin, die beim jeweiligen Homeschooling-System zur Anwendung kommt.
“Auch klare Regeln sind von Bedeutung, ebenso wie ihre konsequente Einhaltung”, betont Christian Scherg. Dazu gehört insbesondere, Zugangsdaten nicht an Dritte weiterzugeben, und die Vermittlung von Konsequenzen an Störer, so wie das auch im klassischen Unterricht gang und gäbe ist.
“Damit das klappt, darf in der vorhanden Zeit nicht nur reiner Schulstoff vermittelt werden”, sagt Christian Scherg. “Nicht minder wichtig ist ausreichend Zeit für das Besprechen sozialer Themen wie Ängste, Sorgen, oder Konflikte. Für Lehrer ist das von grundsätzlicher Bedeutung, sonst entgleitet ihnen das Gefühl für vorherrschende Stimmungen in der Klasse.”
Insbesondere Defizite bei der Vorbereitung durch die Lehrer sieht Christian Scherg als einen wesentlichen Grund dafür, dass Online-Mobbing zur Zeit derart überhand nimmt. “Die Lehrer sind streckenweise völlig überfordert”, sagt der Kommunikationsexperte. “Aber das gilt auch für die Eltern und sogar für die Schüler selbst. Im Grunde kämpfen wir alle gemeinsam mit den Themen Homeschooling und Distanzunterricht.”
Die Ursachen liegen vielfach in der schlagartigen Änderung der Gesamtsituation begründet. “Es gibt unterschiedliche Techniken, und auch soziale Gefüge brechen auseinander”, gibt Christian Scherg zu bedenken. “Wir alle müssen lernen, damit umzugehen, um das Beste daraus zu machen.”
Cybermobbing in Zeiten von Corona – Auch die Eltern sind in der Pflicht
Dass ein wesentlicher Teil der Last bei der Abwehr von Mobbing auch bei den Eltern liegt, ist unbestritten. “Die Eltern müssen den Kontakt zu ihren Kindern suchen und Interesse für ihre Erfahrungen mit dem Distanzunterricht entwickeln”, rät Christian Scherg. “Wichtig ist es auch, zu beobachten und nachzufragen, insbesondere wenn sich das Verhalten des Kindes ändert, es sich zurückzieht oder Traurigkeit zeigt.”
Das alles funktioniert allerdings nur, wenn auch die Eltern sich mit der Technik im Homeschooling-Bereich vertraut machen, betont Christian Scherg. Nur so lassen sich Alarmzeichen bereits in einer frühen Phase von Cybermobbing erkennen.