Experte für Cyber-Mobbing im RTL Punkt 12 Interview
In einem im März 2024 veröffentlichten Videobeitrag bei Punkt 12, dem Mittagsjournal des bekannten deutschen TV-Privatsenders RTL, äußert sich Reputationsexperte und Experte für Cyber-Mobbing Christian Scherg im Interview zum Fall Niclas Matthei.
Der aus Sachsen-Anhalt stammende 18-Jährige bezeichnet sich selbst als „Anzeigenhauptmeister“ und hat sich seit März 2024 nach einem Dokumentationsbeitrag von SPIEGEL TV besonders im Internet zu einer Art lebendigem Meme entwickelt. Mattheis größte – und nach eigenen Angaben auch einzige – Leidenschaften sind das Anzeigen von Ordnungswidrigkeiten im öffentlichen Straßenverkehr sowie die absolute Gültigkeit und Deutungshoheit der deutschen Gesetzgebung.
Zwischen Hype und Hass: „Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei als dankbares Opfer?
Ausgestattet mit seiner Warnweste, einem Fahrradhelm, dem markanten „POLIFZI“-Fahrrad und einem Deutschlandticket bereist der kontrovers diskutierte 18-jährige Mann ganz Deutschland und hat mithilfe einer speziellen App bereits mehr als 4.000 Ordnungswidrigkeiten gemeldet. Primär handelt es sich dabei um Falschparker. Doch auch, wenn zum Beispiel eine TÜV-Plakette abgelaufen ist, fertigt der „Anzeigenhauptmeister“ Fotos der Ordnungswidrigkeit an und meldet diese den zuständigen Ordnungsämtern und der Polizei. Durchschnittlich zeigt er etwa 15 Vergehen pro Stunde an.
Auf jegliche Form von Verständnis, Menschlichkeit und die Berücksichtigung von situativem Kontext verzichtet er dabei vollkommen bewusst. Ob eine körperlich stark beeinträchtigte ältere Dame, die von ihrer Tochter für eine halbe Minute vor der Arztpraxis rausgelassen wird oder der Restaurantbesitzer, der seinen mit frischen Waren befüllten Lieferwagen kurz vor dem Eingang zur Speisekammer abstellt – Anzeigenhauptmeister Niclas Matthei meldet jedes noch so geringe Vergehen, bei welchem viele tatsächliche Polizistinnen und Polizisten in den meisten Fällen noch ein Auge zugedrückt hätten.
Dass sich Matthei mit einem solchen Verhalten und dem „Hobby Denunziantentum“ dabei in der Bevölkerung, den Medien und dem Großteil des Internets kaum Freunde macht, sollte niemanden überraschen. Im Gegenteil: Innerhalb kürzester Zeit wurde der selbsternannte Anzeigenhauptmeister nicht nur zum zentralen Element eines Songs des Rappers FiNCH, sondern auch auf zahlreichen Social Media-Plattformen und vergleichbaren Portalen aufs Schärfste kritisiert, beleidigt oder gar bedroht.
Christian Scherg, Experte für Cyber-Mobbing, über Mobmentalität im Internet
Es blieb allerdings nicht nur bei öffentlicher Kritik und leeren Drohungen. Stattdessen wurde Matthei während einer Zugfahrt von einem Fußball-Hooligan attackiert; der Anzeigenhauptmeister musste dabei mehrere Faustschläge einstecken. Auch sein Fahrrad, sein Kamera-Equipment sowie sein Smartphone wurden zertrümmert oder zumindest beschädigt. Im Anschluss musste die Polizei sowie ein Rettungswagen anrücken, worauf Matthei letztlich ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Im Beitrag von RTL Punkt 12 erklärt Christian Scherg, Gründer und Geschäftsführer der Düsseldorfer Kommunikations- und ORM-Agentur REVOLVERMÄNNER GmbH sowie erfahrener Spezialist für Cyber-Mobbing, dass sich zahlreiche Menschen im Internet in ihrem Hass gegenüber als kontrovers wahrgenommenen Persönlichkeiten – wie etwa dem „Anzeigenhauptmeister“ – bestätigt sähen. Sie fühlten sich in ihren Aussagen und Drohungen, so der Kommunikationsexperte, im Recht und letztlich auch gerechtfertigt, weil sie wüssten, dass schon viele andere Menschen ähnliche Kommentare geäußert hätten.
Durch diese Summe und die sich gegenseitig hochschaukelnden Auswirkungen von Hass, Cyber-Mobbing sowie ähnlichen negativen Äußerungen im Internet entsteht ein Teufelskreis, der nicht nur noch mehr Beleidigungen mit sich bringt, sondern auch – wie im Fall von Niclas Matthei – wesentlich drastischere Konsequenzen haben kann. „Dann kann es natürlich zur Gefahr werden,“ so Scherg weiter, „weil die Reaktionen noch härter ausfallen und dann eben auch ins reale Leben überschwappen können – in entsprechend physischer Gewalt.“
Mit Christian Scherg, Experte für Cyber-Mobbing, und den REVOLVERMÄNNERN gegen Hass und Hetze im Netz
Auch deswegen gründete Kommunikationsexperte Christian Scherg 2007 seine Agentur REVOLVERMÄNNER GmbH für Krisenkommunikation und Online-Reputationsmanagement. Er und sein erfahrenes Team machen sich damals wie heute stark für die Prävention und Bekämpfung von Cyber-Mobbing in jeglicher Form.
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