Experteninterview zum VW Abgas Skandal
Geschäftsführer der REVOLVERMÄNNER GmbH und führender Experte im Bereich Krisenkommunikation, Christian Scherg, gibt ein Interview in der Süddeutschen Zeitung zum VW Abgas Skandal.
Seit gut drei Wochen herrscht beim einst so stolzen Autokonzern aus Wolfsburg der Ausnahmezustand. Das Automobil-Unternehmen steckt in einer existenzbedrohenden Affäre, denn immer wieder gibt es neue Enthüllungen rund um die Manipulation von Abgaswerten bei Dieselmotoren.
Dem Konzern merkt man zwar ein durchaus ordentliches Bemühen in diesem VW Abgas Skandal an, allerdings steht der Konzern vor allem in den USA vor erheblichen rechtlichen Risiken. Dieser Umstand schränkt auch hierzulande den kommunikativen Spielraum immens ein.
Außerdem kann auch die beste Kommunikationsstrategie eine Krise wie diese nicht lösen. Es können lediglich Reputationsschäden eingedämmt und ein neues positives Image aufgebaut werden.
Ein entscheidendes Problem dabei: Der eigentlich Kern der Manipulationsaffäre findet sich in der Unternehmenskultur. Eine vertrauenswürdige Kommunikationsstrategie muss, um eine Marke substanziell aufzubauen, als internes und externes Leitbild verstanden werden und nicht nur zu Marketingzwecken genutzt werden.
Doch auch wenn dieser VW Abgas Skandal nun an der deutschen Marke kratzt, ist das Unternehmen nicht für alle Zeiten gescholten, das lasse sich auch aus den hohen Werten bei der emotionalen Verbundenheit mit der Marke in regelmäßigen Studien ablesen.
Christian Scherg, Reputationsexperte der REVOLERMÄNNER GmbH, glaubt außerdem an die Macht der Führungsposition: „Wenn die Person an der Spitze glaubwürdig und sympathisch ist, kann das für ein Unternehmen in einer Krise viel abfedern.“
Als Beispiel nennt er den Lufthansa-Chef Carsten Spohr, der nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine im März viel Schaden vom Unternehmen abgewendet habe. „Man hat ihm sowohl die Betroffenheit, als auch die Ehrlichkeit und die Kompetenz abgenommen“, sagt der Experte.
Unabhängig von dem VW Abgas Skandal und den damit verbundenen Ausgaben für Nachrüstungen und Strafzahlungen, muss VW nun kommunikativ zur Normalität zurückfinden und das positive Image neu aufbauen. Weitere technische Probleme an den Autos dürfe es aber nicht geben. „VW muss jetzt perfekte Leistung abliefern“, sagt Scherg. Denn: „Ein zweiter Fehler dieser Dimension wird ihnen nicht verziehen.“