Vom Netzwerk, das uns Neues leisten lässt
Füße hoch und Leistung runter: Das Klischee vom gemütlichen Home Office treibt Unternehmern Sorgenfalten auf die Stirn, wenn sie an digitalisierte Heimarbeit denken. Wer soll Arbeitnehmer kontrollieren, die fern der Firma werkeln? Den Mitarbeiter treibt es hingegen den Schweiß auf die Stirn, wenn er daran denkt, dass er die feste Arbeitszeit gegen ständige Erreichbarkeit tauscht und nebenbei Kinder, Küche und Krempel des heimischen Alltags permanent um sich hat.
Daheim gibt es halt keinen Pausenraum, wenn der Stress einmal zu groß wird. Telefon, Skype, Email und Enterprise Network schließen die Klammer der Verfügbarkeit.
Doch trotz des wachsenden Drucks, der durch die Digitalisierung entsteht, weiß über die Hälfte aller Angestellten die Veränderung ihrer Arbeitswelt durchaus zu schätzen. Weitreichender als die technischen Innovationen sind hierbei die Änderungen der sozialen Komponenten.
Was Du heute kannst besorgen …, ist also keine Spruchweisheit, sondern die Erwartung des Arbeitgebers, die der Berufstätige nach Hause mitnimmt. Hier liegt es in seiner Eigenverantwortung. Der digitale Wandel prägt den Alltag auf beiden Seiten: Die Mitarbeiter außerhalb des Firmengebäudes ersparen am Unternehmensstandort Bürofläche, Miete und andere Nebenkosten.
Im besten Fall reduzieren sich auch Ausfälle durch Krankenstand, denn wem man die heimische Schnupfnase nicht ansieht, der braucht auch nicht demonstrativ mit dem Taschentuch Viren durchs Großraumbüro zu wedeln. Andererseits muss der Heimarbeiter seine Arbeits- und Freizeit selbst abgrenzen. Die freie Wahl des Arbeitsplatzes und der Arbeitszeit erfordert daher eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die alte Hierarchien ablöst.
Wer seinen Arbeitsplatz frei wählen kann zwischen Firmensitz, häuslichem Schreibtisch und auch mal Garten oder Café, versteht auch, dass Leistung an Ergebnissen und nicht in Stunden gemessen wird: Die Digitalisierung im Job erfordert eine neue Arbeitsmoral. Ohne sie müssen wir uns weiterhin in den täglichen Stau zur Firma stellen, um uns nach Anwesenheit bezahlen zu lassen.
Oder wir legen daheim die Beine hoch und warten, dass die Digitalisierung uns überflüssig macht. Dann leben wir vom bedingungslosen Grundeinkommen als Sprösslinge der sozialen Netze.