Kommunikation im World Wide Web
Die Kommunikation im World Wide Web hat sich stark verändert. Jeder, der ein Smartphone, ein Tablet oder einen PC hat kann im Internet zum Medium werden und Botschaften, Nachrichten, Informationen und Wissen verbreiten. Von überall und jederzeit. Mit dieser Fülle an Inhalten im Netz haben neben den klassischen Medien auch Karikaturisten zu kämpfen, die kaum zu Worte kommen und immer weniger Gehör finden.
Sie müssen sich von der Masse abheben, auffallen, herausstechen und anders sein. Im Interview mit pressetext kritisiert Christian Scherg, Kommunikationsexperte und Gründer der REVOLVERMÄNNER GmbH den stetigen Kampf um Aufmerksam im Internet.
Kommunikation im World Wide Web – Aufsehen erregen darf nicht alles sein
Mit einem Cartoon, in dem die EU mit dem Konzentrationslager Auschwitz verglichen wird, sorgt Mario Improta, ein italienischer Karikaturist, für große Aufregung.
Auf Twitter postet Improta seinen Cartoon, auf dem Boris Johnson zu sehen ist, der in Sträflingskleidung aus dem Konzentrationslager rennt und dabei die britische Fahne schwenkt. Über dem Lagertor steht statt des berüchtigen Schriftzuges „Arbeit macht frei“ „Europäische Union“ auf italienisch. Die Karikatur soll eine Anspielung auf den bevorstehenden Brexit sein. Anlass für diesen geschmacklosen Cartoon ist der Sieg der Konservativen Partei in Großbrittanien.
Die gewünschte Aufmerksamkeit hat er erlangt, der Preis dafür ist Empörung und harsche Kritik.
Auch Scherg kritisiert die Karikatur, in erster Linie aber die Tatsache, dass Provokation ein probates Mittel ist, sich von der Masse der Inhalte im Internet abzuheben. Provokation ist grundsätzlich nicht falsch, außer sie überschreitet, wie in diesem Fall, die Grenzen des guten Geschmackes.
Kommunikation im Internet muss einfach sein
Christian Scherg, der sich seit vielen Jahren mit der Kommunikation im Internet beschäftigt, weiß, dass das große Problem in der Vereinfachung von komplexen Themen und Sachverhalten liegt. Bei der Fülle an Nachrichten im Netz nimmt sich keiner die Zeit, hat keiner die Lust, sich gut recherchierte, belegbare und ausführliche Informationen durchzulesen. Es reicht gerade mal für eine reißerische Überschrift, einen kurzen Teaser und für ein drastisches Bild. Ebenso eines, wie das des italienischen Karikaturisten.
Komplexe grausame Ereignisse, wie der Holocaust, werden in eine einfache Symbolik heruntergebrochen, um schneller erfasst und verstanden zu werden, um überhaupt gesehen zu werden. Das führt dazu, dass der Internetnutzer von einem Aufreger zum nächsten gejagt wird, die eigentlich Inhalte dabei untergraben werden.
Scherg hält diese Entwicklung für äußerst gefährlich und meint, dass Aufsehen nicht die einzige Währung im Internet sein darf, die zählt.