Kommunikationsstrategie der Bundesregierung
Die Kommunikationsstrategie der Bundesregierung ist nicht aufgegangen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich in der Wahl der Mittel vergriffen. Ihre Corona-bedingte Verordnung, Gründonnerstag und Karsamstag zu Ruhetagen zu erklären, wurde von der Ministerpräsidentenkonferenz scharf angegriffen, so dass der Kanzlerin nach eigener Wahrnehmung nur der vollständige Kotau übrig blieb, um die Maßnahme wieder zurückzunehmen.
“Dieser Fehler ist einzig und allein mein Fehler, denn am Ende trage ich für alles die letzte Verantwortung qua Amt. … Das bedauere ich zutiefst, und dafür bitte ich alle Bürgerinnen und Bürger um Verzeihung”, erklärte die Kanzlerin vor laufenden TV-Kameras. Diese an sich lobenswerte Haltung verliert allerdings an Aussagekraft und Glaubwürdigkeit, wenn sie nicht zum sonst praktizierten Kommunikationsverhalten passt.
Dass dieses historische Eingeständnis einer regierenden Regierungschefin bisher noch niemals vorgekommen ist, spricht nicht unbedingt gegen diese Form der Richtigstellung. Allerdings muss die Form zum Gesamtbild passen, meint dazu Kommunikationsexperte Christian Scherg in der ZDF Drehscheibe.
Kommunikationsstrategie der Bundesregierung – auf den Anlass kommt es an
“Es ist schon wahnsinnig schwierig, so etwas zu verkünden, wenn ich zuvor noch nie einen Fehler zugegeben habe oder die Schuld grundsätzlich auf andere schiebe”, erläutert der Kommunikationscoach. “Sich dann plötzlich das Büßergewand überzustreifen und ein derart massives Schuldeingeständnis abzusetzen, wirkt schon einigermaßen befremdlich.”
Gerade, wenn der Anlass nicht wirklich gewichtig ist, kommt ein so abrupter Wechsel in der Kommunikation der Bundesregierung beim Publikum eher unglaubwürdig und aufgesetzt an. “Wenn ich schon ein Schuldeingeständnis dieser Brisanz in meine Kommunikation einführen möchte, sollte es sich dabei auch um ein Ereignis handeln, das entsprechend gewichtig ist. Das ist bei zwei zurückgenommenen Ruhetagen vor Ostern sicher nicht der Fall.”
Die Reaktionen des Publikums auf den Kanzlerinnen-Kniefall waren dementsprechend zwiespältig, wie eine Umfrage der Drehscheibe belegte. Von “beschissen” über “unprofessionell” bis zu “chaotisch” reichten die kritischen Kommentare. Doch es gab auch Anerkennung. Von persönlicher Größe war die Rede und von der Freude darüber, dass eine Top-Politikerin in der Lage ist, auch einmal einen Fehler zuzugeben. Eine dem Kommunikationsstil angepasste Entschuldigung hätte sicherlich zu einer höheren Zustimmungsquote geführt.