Meine CDU 2017 – Expertenmeinung
Mit dem Papier Meine CDU 2017, das die Partei gerade vorgestellt hat, will sie eine neue Zielgruppe ansprechen. Die „Partei des alten, weißen Mannes“ will sich einer Verjüngungskur unterziehen, um so junge Wähler für sich zu gewinnen. Dabei gibt es keinen Masterplan, um bei der neuen Zielgruppe zu punkten, so Reputationsexperte Christian Scherg in dem Interview bei DRadio Wissen.
Die CDU will sich verjüngen und zur Mitmach- und Online-Partei werden. Doch nur die alten Inhalte über neue Medien versenden, das reicht nicht, sagt Christian Scherg.
Meine CDU 2017 – So heißt die geplante Parteireform der 1950 gegründeten Partei. Mit einer App und der Hilfe bekannter Youtuber wird die Zielgruppe aus jungen Wählern angesprochen. Besonders sollen auch Frauen und Zuwanderer zum Engagement animiert und zu neuen Wählern gemacht werden.
Christian Scherg ist kritisch, was den Erfolg der geplanten Reform angeht. Er ist Reputationsexperte und hilft unter anderem Unternehmen bei Krisen im Netz – also wenn der Shitstorm losgeht. Das Interview von Angela Merkel mit dem Youtuber Le Floid sei schon einmal der richtige Ansatz für die geplante Parteireform. Doch was es braucht sind überzeugende, neue Inhalte.
Die richtigen Inhalte, die die jungen Menschen beschäftigen seien wichtig. Aber auch die Verpackung. Das Gesamtbild macht die Partei im besten Fall ansprechend, denn die neue Zielgruppe der Kampagne Meine CDU 2017 will sich verstanden fühlen.
Ein Interview zwischen Angela Merkel und Le Floid reicht nicht aus, um bei der Zielgruppe anzukommen. Den jungen Leuten zuhören und diesen Input authentisch verbreiten, dies ist der Weg zu den Stimmen der auserkorenen Wählerschaft. Ebenfalls ist es kein ausreichendes Mittel alte Inhalte einfach auf einen neuen, hippen Youtube-Kanal zu veröffentlichen – das belegen auch die Klick- und Abo-Zahlen.
Ob Politiker um die 50 die richtigen Repräsentanten zur Ansprache der Jungen sind, hält Scherg ebenfalls für fraglich. Junge, frische und vor allem authentische Menschen müssen her.
Die Generation der jungen Wähler macht sich nicht nur über Partys Gedanken, hier werden sie häufig unterschätzt. Die Ängste und Sorgen müssen ernst genommen werden, denn konservative Themen und junge Leute sind keine Dinge, die sich grundsätzlich ausschließen.
Ein Beispiel nehmen sollte sich die Partei mit ihrer Kampagne „Meine CDU 2017“ bei den Grünen. Mit ihren jungen Wählern haben die Grünen bereits bewiesen, wie man es richtig macht. Mit Emotionen haben sie die jungen Leute direkt angesprochen und abgeholt. Dies bewährt sich jetzt.
Parteien, wie die CDU, lassen sich von Experten beraten, wenn sie ihr Image neu ausrichten wollen. Das ist gut und wichtig. “Aber allein auf eine neue Verpackung zu setzen reicht nicht”, sagt Scherg. Ein politisches Facelifting geht nur, wenn auch die Inhalte stimmen.