Die größte Online-Bildungsumfrage
Vom 14. Februar bis zum 9. März des Jahres 2011 fand die größte Online-Bildungsumfrage statt, die es in Deutschland bis dato je gegeben hatte. Unter der Überschrift „ Zukunft durch Bildung – Deutschland will’s wissen“ wollten die Bertelsmann Stiftung und die Strategie-Beratung Roland Berger unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Christian Wulff erfahren, was die Bürger des Landes von einem öffentlichen Bildungssystem erwarten und erhoffen. Die mediale Begleitung erfolgte durch die „Bild-Zeitung“ und „Hürriyet“, für die demoskopische Qualität bürgte TNS Infratest. Die technische Umsetzung und Realisierung aller Online-Aktivitäten für die große Online-Bildungsumfrage oblag der Online Reputation Management Agentur REVOLVERMÄNNER GmbH.
Das Ergebnis, welches die große Online-Bildungsumfrage hervorbrachte, war beeindruckend: Obwohl das Thema „Bildungspolitik“ sehr abstrakt und für viele nur bedingt verständlich ist, und für die eigentliche Befragung lediglich ein Zeitraum von drei Wochen zur Verfügung stand, konnten in dieser extrem kurzen Zeit rund 480.000 Bürger dafür gewonnen werden, einen vergleichsweise komplexen Fragebogen mit insgesamt 30 Fragen auszufüllen und einzureichen – nahezu alle Fragebögen wurden online eingereicht.
Um die große Online-Bildungsumfrage zu ermöglichen, war im Vorfeld eine intensive strategische Planung nötig: Unter der Federführung von SCHERG & Cie. gliederten die REVOLVERMÄNNER GmbH und die anderen operativen Partner der Studie den abstrakten Themenkomplex „Bildungspolitik“ in verständliche und inhaltlich greifbare Bausteine. Diese mussten gleichzeitig so gestaltet werden, dass sie der föderalen Struktur des Bildungssystems der Bundesrepublik Deutschland mit ihren 16 Bundesländern gerecht werden konnte. Um zudem möglichst alle Teile der Bevölkerung zu erreichen, wurde der Fragebogen in den Sprachen Deutsch, Türkisch und Russisch angeboten.
Die große Online-Bildungsumfrage – Methodik
Der Fragebogen bestehend aus 30 Elementen wurde von der Bertelmann Stiftung in Zusammenarbeit mit anerkannten Bildungsexperten entwickelt und erreichte 480.000 Teilnehmer. Neben einer digitalen Online Version gab es auch ergänzend eine vereinfachte analoge Version, die in der Tageszeitung BILD veröffentlicht wurde. Die Durchführung der Bürgerbefragung, die die Basis für die große Online-Bildungsumfrage darstellt, sowie die quantitative Analyse der Daten verlief unter der Regie des Meinungsforschungsinstitut TNS.
Um einen möglichst großen Anteil der Bevölkerung zu erreichen, haben wir durch gezielte strategische Maßnahmen eine wirkungsvolle Verbreitung umfragerelevanter Inhalte ermöglicht.
Durch die Analyse und Identifizierung von Social Media Multiplikatoren mit Hilfe unseres eigens entwickeltem Comanche Online Monitoring Tools war es möglich, eine hohe Teilnehmerzahl zu generieren. Inhalte wurden so positioniert, dass sie optimal in den jeweilig platzierten Communities verbreitet werden konnten und somit den größtmöglichen Erfolg für die große Online-Bildungsumfrage brachten.
Die große Online-Bildungsumfrage – Ergebnisse
Die Mehrheit der Teilnehmer weist Bildung und Ausbildung eine große Bedeutung zu. Knapp zwei Drittel betrachten eine gute Ausbildung für sich selbst als „außerordentlich wichtig“, dabei korreliert die empfundene Wichtigkeit der Bildung positiv mit dem Bildungsniveau der Befragten.
Rund 70 Prozent der Teilnehmer sehen außerdem die Schule als wichtigsten Bildungssektor, wenn es um Investitionsbedarf geht. Weitere 18 Prozent sehen zusätzlichen finanziellen Handlungsbedarf für Kitas, Kindergärten und Krippen.
Eine deutliche Mehrheit von rund 80 Prozent bezeichnet die Reformbereitschaft der Politik in puncto Bildung als „gering“ oder „sehr gering“. Unternehmen, Eltern und auch Lehrer wird eine höhere Veränderungsbereitschaft zugesprochen, jedoch werden mangelnde Leistungsanreize für Lehrer kritisiert.
Wenn es um die Aufgaben des Bildungssystems geht, gibt der Großteil der Umfrageteilnehmer an, dass auch sozial Benachteiligte in unserer Gesellschaft aufsteigen können müssen. Dabei sind Bürger auch bereit, sich stärker bei der Finanzierung des Bildungswesens in Deutschland zu beteiligen. So würden vor allem Schüler, Lehrer und Teilnehmer mit türkischem Migrationshintergrund eine Steuererhöhung unterstützen, wenn sie zu Verbesserungen des Bildungssystems beitragen.
Weiterhin zeigt die Studie, dass der größte Teil der Befragten einen strukturellen Wandel in der Bildung fordert: So ist die relative Mehrheit von 40 Prozent für eine Kita-Pflicht für Kinder ab drei Jahren und knapp 70 Prozent halten einen späteren schulischen Wechsel auf die weiterführende Schule für besser. Auch der Ganztagsunterricht wird von etwa 80 Prozent der Umfrageteilnehmer als die bessere Organisationsform von Schulen bezeichnet, nur rund 20 Prozent bevorzugen die Beibehaltung des Halbtagsunterrichtes. Wichtige Aspekte und deutliche Erwartungshaltungen, die die große Online-Bildungsumfrage noch verstärken und die als Argumentationsgrundlagen dienen können.
Die Daten zeigen zudem, dass sich mehr Einheitlichkeit im deutschen Bildungswesen gewünscht wird: Eine klare Mehrheit von 70 Prozent aller Befragten spricht sich für einheitlichere Abschlussprüfungen aus.
Kein deutliches Ergebnis erzielte die große Online-Bildungsumfrage beim Thema Inklusion. Neun von zehn Personen können sich demnach vorstellen, dass körperlich behinderte Kinder zusammen mit unbeeinträchtigten Kindern gemeinsam lernen. Mindesten jeder Zweite spricht sich gegen einen gemeinsamen Unterricht aus. Auch beim Thema bedarfsorientierte Ressourcenausstattung im Bildungswesen besteht noch kein gesellschaftlicher Konsens. So ist etwa nur eine Hälfte alle Befragten für eine bessere Ausstattung von Schulen in Problemstadtteilen und schwierigen Milieus, die andere Hälfte kann sich eine bedarfsorientierte Verteilung nicht vorstellen.
Die große Online-Bildungsumfrage – Fazit
Das Umfrage Ergebnis zeigt deutlich, dass es eine erhöhte Reformbereitschaft bei den Teilnehmern gibt, gerade im Bildungssektor „Schule“ sehen die Befragten Nachhol- und Investitionsbedarf.
Dabei ist die Bereitschaft hoch, sich selbst finanziell über erhöhte Steuern an einer Verbesserung des Bildungssystems zu beteiligen. Das Vertrauen gegenüber der Politik, Veränderungen in der Bildung umzusetzen, ist jedoch gering.
Darüber hinaus wird Chancengleichheit unabhängig von der sozioökonomischen und kulturellen Herkunft gefordert. Um eine derartige Gleichberechtigung zu ermöglichen, könnten Ganztagsschulen einen wichtigen Beitrag leisten. Die große Online-Bildungsumfrage, bringt das Verlangen nach einem ausgebauten Ganztagsschulsystem ans Licht.
Die große Online-Bildungsumfrage macht zudem deutlich, dass die Teilnehmer sich in den Punkten Inklusion und bedarfsorientierte Ressourcenausstattung noch nicht einig sind. Da sich Deutschland in internationalen Verträgen einer umfassenden Inklusion verpflichtet hat und es eine soziale Spaltung unbedingt zu verhindern gilt, muss das Land hier noch Überzeugungsarbeit leisten.