Online-Petition gegen die Post
Eine Petition, die Stimmen gegen die Plastikverpackung der Werbebroschüre „Einkauf aktuell“, sammelt, sorgt im Netz für viel Aufmerksamkeit. Experte Christian Scherg, erklärt, warum die Post auf diesen Umstand gänzlich falsch reagiert hat.
Im Internet hat ein junger Mann tausende Unterschriften gegen die Plastikverpackung der Werbebroschüre „Einkauf aktuell“ gesammelt und damit massive Kritik an der Deutschen Post ausgelöst. Warum solche Petitionen nicht überzubewerten sind und wie man sich im Falle einer solchen Kritik richtig verhält, erklärt Christian Scherg im Interview.
Herr Scherg, Sie sehen Online-Petitionen insgesamt kritisch. Wieso?
Christian Scherg: Man sitzt am Rechner, liked gerade noch Fotos von Robbenbabys bei Facebook und als Nächstes setzt man seine Unterschrift unter eine Petition. Aber die Frage ist doch: Welche Aussagekraft gibt es, wenn 75.000 Menschen so eine Petition unterschreiben? Das Problem dabei ist, die Instrumentalisierung solcher Petitionsportale. Ein eigentlich gutes Instrumentarium wird durch unzählige Spaßaktionen entwertet, da sie häufig für Dinge eingesetzt werden, für die sie eigentlich nicht gedacht sind. Dadurch verlieren ernstgemeinte Anliegen schnell an belang.
Ist die Petition gegen die Plastikverpackung der Deutsche Post-Werbebroschüre „Einkauf aktuell“ für Sie auch eine „Spaßaktion“?
Nein, an sich finde ich das Thema und die damit verbundene kritische Nachfrage sehr sinnvoll. Insbesondere die Verlängerung des Themas dahingehend, dass viele jetzt fragen: Ist die Post eigentlich glaubwürdig in dem, was sie sagt? Kann man sich als nachhaltig darstellendes Unternehmen positionieren und gleichzeitig Werbung in Plastik verpacken?
Die Post hat den Ersteller der Petition eingeladen und ihn dann kurz und knapp an einem Stehtisch empfangen. Halten Sie diese Reaktion für richtig?
Als unternehmen sollte man auf eine solche Kritik sicher reagieren, aber den Petitionsurhebern keine Plattform geben. Unternehmen müssen so etwas inhaltlich ernst nehmen, aber denen, die so etwas vielleicht als Möglichkeit sehen, sich selbst zu inszenieren, keinen roten Teppich ausrollen.
Ich persönlich hätte anders reagiert. Das Thema hätte ich zwar ernst genommen, aber dabei hätte ich es auch belassen.
Wie sieht denn eine angemessene inhaltliche Reaktion aus?
Bei solchen Petitionen geht es ja immer um eine konkrete Sache, die offenbar veränderungswürdig erscheint. Und als Unternehmen sollte man in so einem Falle über Veränderungsmöglichkeiten nachdenken. Es müssen ganz klare Statements gemacht werden, dass die Kritik wahrgenommen wurde und einen Änderungswillen signalisieren.
Dabei reicht es aus solche Dinge in Interviews zu kommunizieren. Man muss jetzt nicht jeden einzelnen Post bei Facebook dahingehend kommentieren. Sinnvoll kann es aber sein, zusätzlich ein offizielles Statement in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen.