Prangerseiten im Internet:
Wie kann ich mich wehren?

Prangerseiten im Internet – also Seiten auf denen anonym diffamierende Inhalte über Personen veröffentlicht werden – gibt es immer wieder. Aber wie wird diese Entwicklung in der Zukunft weitergehen? Meistens wird folgendes Zitat dem Schriftsteller Mark Twain zugeschrieben, gelegentlich auch dem Physiker Niels Bohr, in seltenen Fällen auch Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl. Fest steht: Die Aussage „Prognosen sind immer schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ gilt auch hier. Wir wissen nicht, wie die Zukunft aussieht. Für die Entwicklung des Phänomens Prangerseiten gilt diese Aussage ebenso.

Prangerseiten für jede Branche

Verstetigt sich die aktuelle Kultur oder Unkultur von Prangerseiten? Springt das Prangern auf die nächsthöhere Ebene, indem es zum [vermeintlichen?] Wohl der Gesellschaft eingesetzt wird, beispielsweise, um vor Straftätern oder Verkehrsrowdies zu warnen? Gibt es vielleicht schon bald eine Fülle von Pranger-Webseiten für bestimmte Branchen, auf denen beispielsweise einzelne Personen als Gefahr für einen Arbeitgeber bloßgestellt werden?

Die Folgen wären fatal. Man stelle sich vor, dass es für jede Branche eigene Prangerseiten gäbe. Ob Ärzte, Anwälte oder Finanzdienstleister – die angeblichen schwarzen Schafe einer jeden Branche würden auf einem eigenen Portal öffentlich bloßgestellt, Verbraucher vor ihnen gewarnt. Dem Missbrauch wären Tür und Tor geöffnet: Wettbewerber könnten die unliebsame Konkurrenz diffamieren und ins Abseits stellen, um sich Marktvorteile zu verschaffen. Der Mehrwert für Verbraucher – vor schlechten Ärzten, Anwälten oder Finanzdienstleistern zu warnen – verkäme zu einem Deckmantel für gezielten Rufmord im Internet.

Und: Im Gegensatz zu iShareGossip, bei der die Opfer und Täter aus einem vergleichsweise überschaubaren Feld stammten [in der Regel handelte es sich um schulpflichtige Kinder und Jugendliche ähnlicher Altersklassen], hätten branchenspezifische Prangerseiten in vielen Fällen ein deutlich breiteres Zielpublikum – zum Arzt geht prinzipiell jeder.

Folglich wären auch die Effekte noch gravierender. Auch die Motivation ist eine andere: Oft scheint es bei iShare-Gossip schlicht und ergreifend Langeweile zu sein, die die User zu diffamierenden Einträgen treibt. Es ist in gewisser Weise die moderne Form der Schulhoflästerei, die wir noch aus unseren eigenen Kindertagen kennen. Auch bei denjenigen, die die Einträge lesen, ist oft Langeweile das Motiv. Bei Prangerseiten aber, die einen gesellschaftlichen Mehrwert suggerieren, ist das ausschlaggebende Motiv der Besucher oft Furcht oder umgekehrt das Bedürfnis nach Schutz. Das Ziel mag noch so hehr sein – es besteht doch immer die Gefahr, dass dabei Menschen getroffen werden, die unschuldig sind.

Und diese Gefahr wird größer. Denn eines ist sicher: Es werden weitere Prangerseiten kommen.

Woran erkennt man Prangerseiten?

Man erkennt Prangerseiten im Internet daran, dass:

• bereits der Titel klare Hinweise auf die ausschließlich negative thematische Fokussierung der Webseite gibt [Bsp.: dontdatehimgirl.com].
• der Großteil der vorhandenen Inhalte von Nutzern stammt und meist sehr emotional geschrieben ist.
• im Falle einer journalistisch anmutenden Webseite die Inhalte durch keinerlei Quellen belegt sind.
• keine Regularien durch Administratoren bestehen: Beiträge und Kommentare von Nutzern werden ungeprüft veröffentlicht.
• oftmals kein Impressum, Datenschutzrichtlinien oder rechtliche Hinweise vorhanden sind.
• ein ausländischer Dienst die Domain bereitstellt.
• eine Web-Recherche zahlreiche Querverbindungen, Berichterstattungen und Erfahrungsberichte weiterer Geschädigter zu Tage bringt.

Treffen eines oder mehrere dieser Merkmale zu, kann das ein Hinweis sein, dass es sich um eine solche „Prangerwebseite“ handelt.

Was man tun kann, wenn man Opfer von Prangerseiten geworden ist:

• Den diffamierenden Inhalt hinsichtlich Menge und Aktualität prüfen.
• Es besteht die Möglichkeit, dass dieser auf weiteren Seiten im Web vorhanden ist.
• Den entsprechenden Inhalt kopieren, per Screenshot die Prangerseite dokumentieren und lokal sichern.
• Die Webseite auf Kontaktmöglichkeiten prüfen und die Betreiber wenn möglich umgehend über den diffamierenden Inhalt unterrichten.
• Den Kontakt zu anderen Geschädigten suchen.
• Eine Anzeige bei der Polizei erstatten.

Im Zweifelsfall sollten Sie sich immer professionelle Unterstützung suchen. Wir stehen Ihnen und Ihren Angehörigen als Agentur für Online Reputation Management jederzeit hilfreich zur Seite.