Reputationsmanagement für Politiker
Ist Armin Laschets Reputationsmanagement noch zu retten? Ein Kanzlerkandidat, der am Ort der jüngsten Flutkatastrophe in Erftstadt während einer Ansprache des Bundespräsidenten vor laufenden Kameras im Hintergrund über ein Scherzchen lacht, sendet damit ein deutliches Signal über seine politische und menschliche Reife aus. Pikant werden Fehlleistungen dieser Art insbesondere kurz vor der anstehenden Bundestagswahl.
Dass die Reputation des Spitzenpolitikers dadurch Schaden leidet – besonders, wenn der Fauxpas nur einer in einer langen Reihe ähnlicher Missgriffe war – ist leicht nachvollziehbar. Ob sich die Reputation des Armin Laschet noch reparieren lässt, war Gegenstand eines Interviews von dem Geschäftsführer der REVOLVERMÄNNER GmbH Bernd Fuhlert mit dem Deutschlandfunk Kultur.
Reputationsmanagement für Politiker – Reputationsschäden erfordern spezielle Strategien
“Wir lieben auch spannende Aufgaben, und Reputationsmanagement für Politiker stellt eine besondere Herausforderung dar”, sagt Bernd Fuhlert auf die Frage, ob die REVOLVERMÄNNER bereit wären, das Reputationsmanagement für Armin Laschet trotz der verfahrenen Lage zu übernehmen.
Die wesentlichen Faktoren, die geeignet wären, für den CDU-Kanzlerkandidaten das Ruder noch rechtzeitig herumzureißen, lassen sich auf zwei Begriffe reduzieren: Teamfähigkeit und Inhalte. “Über Sympathien wird das wahnsinnig schwierig, die hat er verspielt”, erläutert Bernd Fuhlert. “Also muss er über Inhalte punkten, damit die Menschen im Land erkennen, dass er in der Lage ist, gemeinsam mit seinem Team die großen Probleme anzupacken und ihnen gerecht zu werden.”
Gebot der Stunde: aus dem Vollen schöpfen
“Armin Laschet muss jetzt aus dem Vollen schöpfen, denn viel Zeit bis zur Wahl steht nicht mehr zur Verfügung”, sagt der Revolvermänner-Geschäftsführer. “Innerhalb von fünf Wochen die erforderliche Reputation aufzubauen, ist natürlich schwierig.”
Reputationsmanagement ist in der Regel ein längerfristiger Prozess, der eine gewisse Vorlaufzeit erfordert. “Das ist insbesondere in Hinblick auf die Medien wichtig, die sich gerade vor Spitzenereignissen wie der Bundestagswahl schnell bewegen”, so Bernd Fuhlert.
Ein Wahlkampf, der in wesentlichen Teilen im Netz stattfindet, verursacht zusätzliche Risiken durch Verzerrungen, verkürzte Zitate oder ungünstige Bildausschnitte. Für einen Kanzlerkandidaten sind das zusätzliche Herausforderungen. “Der Leitspruch muss sein: Handle so, wie du von anderen wahrgenommen werden möchtest”, erläutert der Kommunikationsfachmann. “Laschet muss durch Inhalte und Authentizität punkten – also möglichst keine Ablenkung durch die Irritationen, die aus dem Netz kommen.”
Reputationsmanagement für Politiker – “Das Internet vergibt nicht”
Auf Anwürfe und Kritiken überhaupt nicht zu reagieren, ist allerdings auch keine ratsame Strategie. “Das Internet vergibt nicht”, weiß Bernd Fuhlert. “Reaktionen müssen sein – aber sie sollten rasch erfolgen, ohne sich zu voreiligen und unüberlegten Handlungen hinreißen zu lassen.”
Das zentrale Element einer Reputationskampagne ist die richtige Kommunikationsstrategie. Es gilt, alle relevanten Kanäle zu besetzen und darüber auch eigene Kanäle zu schaffen. “Auf diese Weise ist man in der Lage, seine Kommunikation zu steuern und die Kernbotschaften optimal an den Mann und die Frau zu bringen”, sagt Bernd Fuhlert. “Neben den sozialen Netzwerken und der eigenen Website sind dabei auch die klassischen Offline-Kanäle wie Zeitung oder Radio von Bedeutung.”
Das Problem des ungeliebten Kandidaten
Die Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Wahlkampf waren bei Armin Laschet von Beginn an nicht optimal. Das Präsidium stellte einen Kandidaten auf, den der Großteil der Wähler*innen nicht wollte. “Da hätte es ein professionelles Wahlkampfteam gebraucht”, meint Bernd Fuhlert. “Aber die Situation ist für Laschet noch nicht verloren, wenn er die Stärken seines Personals ausspielt, beispielsweise Friedrich März für Wirtschaftsthemen, sie mehr in den Vordergrund rückt und beweist, dass er auf eine fähige Kompetenzgruppe zurückgreifen kann.”
Der CDU–Kanzlerkandidat steht vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe. “Schreitet Armin Laschet heute über das Wasser, würden die Leute sagen: Er kann nicht schwimmen”, erläutert Bernd Fuhlert die aktuelle Situation des Politikers. “Laschet muss versuchen, konservative und fortschrittliche Strömungen unter einen Hut zu bekommen und daraus eine bündige Wahlkampfstrategie zu formen.”
Was vor allen Dingen fehlt, ist eine eindeutige Botschaft. “Die meisten Wählerinnen und Wähler wissen auch heute noch nicht, wofür Armin Laschet steht – so geht es auch mir”, sagt Bernd Fuhlert. “Was fehlt, sind eigene Themen. Armin Laschet hat es nicht geschafft, aus dem Schatten von Angela Merkel hervorzutreten. Was ebenfalls fehlt, ist der große Wechsel. Da haben die Konkurrenten Baerbock und Scholz mehr zu bieten.”
Und wer wird das Rennen machen? “Das Feld ist ausgeglichen, mit leichten Vorteilen für die CDU”, prognostiziert Bernd Fuhlert auf die diesbezügliche Frage der Interviewerin. “Doch auch, wenn die CDU die Mehrheit stellt, ist noch nicht raus, ob Armin Laschet wirklich Kanzler wird. Das hängt nicht unwesentlich vom restlichen Wahlkampf ab.”