Das Internet vergisst nicht.
Das Internet vergisst nicht, musste dieser Tage eine junge Politikerin schmerzlich erleben. Der Fall der Jungpolitikerin Sarah-Lee Heinrich hat das Thema Reputation junger Menschen erneut und verstärkt ins Bewusstsein der bereiten Öffentlichkeit gebracht. Die stellvertretende Sprecherin der Grünen Jugend hatte in Tweets aus ihrer Jugend, teilweise auch in jüngerer Zeit, den Ton der Internetgemeinschaft verfehlt:
Einige der Beiträge waren Slang, andere polemisch, viele bewusst provokativ. In der Gesamtheit ergab sich das Bild einer jungen Frau, die für eine Karriere in der Bundespolitik nicht geeignet sein könnte, besonders auch für die Parteikonkurrenz.
Der Shitstorm gegen sie fiel umso härter aus, weil die Gegner dem politischen Milieu um Heinrich vorwerfen, sonst selbst mit Argusaugen auf jede digitale Verfehlung zu spähen. Immerhin: Sarah-Lee Heinrich hat es verstanden, sich Hilfe zu suchen. Sie tauchte zunächst unter, um den Shitstorm vorbeiziehen zu lassen. Erst dann begab sie sich zurück in die Öffentlichkeit.
Der Fall ist paradigmatisch für eine veränderte Debattenkultur: Junge Leute müssen heute damit umgehen, dass ihnen selbst Jahrzehnte alte Äußerungen vorgehalten werden können. Auch für Erwachsene ist das Thema brandaktuell. Die Frage ist: Was hilft wirklich bei einem Shitstorm?
Ignorieren hilft nicht!
Auf eine Sache reagiert das Internet besonders unnachsichtig: Defensive. Viele Menschen hoffen, dass sie sich negative Aufmerksamkeit ersparen können, wenn sie ab und an einen Frühjahrsputz in ihren Profilen machen: Alte Beiträge, besonders die mit augenscheinlich kontroversen Inhalten, werden kurzerhand gelöscht, vielleicht wird zeitweise die Timeline privat gestellt, in Einzelfällen gleich der ganze Account gelöscht. So nachvollziehbar diese Reaktion nach einer Phase der Selbstreflexion sein mag, so unbeliebt ist sie bei den Kommentatoren: Dank Archiv-Abfrage können selbst jahrealte Beiträge rekonstruiert werden und wer hier beim Schummeln erwischt wird, bekommt dafür die doppelte Menge Kritik, Ablehnung, Verhöhnung. Im Interview mit dem Online-Magazin vom stern und der Epoch Times empfiehlt REVOLVERMÄNNER-Geschäftsführer Christian Scherg besonders im Fall eines bereits aktiven Shitstorms, nicht den Rückzug anzutreten. Was tatsächlich hilft: Zurücktreten, passieren lassen, dokumentieren und in der Folge Hilfe suchen, beispielsweise bei einem spezialisierten Anwalt oder Agenturen wie den REVOLVERMÄNNERN.
Das Internet vergisst nicht – Aufklärung, Hilfe, Prävention
Wie auch in anderen Kommunikationsbereichen, beginnt Reputationsschutz nicht erst, wenn es zu spät ist. Es muss Teil von Medien-, Erziehungs- und Bildungsarbeit werden, insbesondere jungen Menschen zu vermitteln, dass ihre Aktivitäten im Netz Konsequenzen haben können. Die beste Reputation beginnt eben mit umsichtigem, vorausschauendem Handeln. Für diese Art der aktiven Prävention muss Medienkompetenz mehr und mehr im sozialen Diskurs und sogar in Teildisziplinen wie der Pädagogik verankert werden. Die Erfahrung zeigt eben auch: Wenn Menschen ein überwiegend konsistentes Bild von sich gezeichnet haben, das lediglich in Einzelfällen negativ unterbrochen wird, kann wesentlich einfacher interveniert und geholfen werden, wenn es zur Krise kommt.