Stigmatisierung im Netz
Nicht nur unter Jugendlichen sind Cybermobbing und Stigmatisierung im Netz zu einem zunehmend gefährlichen Problem geworden. Das Internet vergisst nicht und ist der eigene Ruf erst einmal geschädigt, ist es schwer, sich von diesem Stigma wieder zu befreien. Christian Scherg erklärt im Bayerischen Rundfunk, was diese Stigmatisierung im Internet so gefährlich macht und was Betroffene tun können, um ihr entgegenzuwirken.
Stigmatisierung im Netz – am digitalen Pranger
Christian Scherg hat es sich zum Beruf gemacht, Menschen von der Not einer Stigmatisierung im Netz zu befreien. Mit seinem erfahrenen Team aus Psychologen, Juristen und Internetexperten schafft er eine neue Netzidentität für Leute, die im Netz gemobbt und stigmatisiert werden und hilft ihnen, ihr altes Leben wiederzubekommen. Er weiß um die Gefahren der gnadenlosen Anonymität des Netzes, die sich schon und gerade bei Kindern und Jugendlichen zeigt.
Ein großes Problem der digitalen Welt ist der fehlende Kontakt. Dieser Umstand sorgt für Abstumpfung und dafür, dass Grenzen nicht mehr erkannt werden, so Scherg. „Ein großes Problem ist, dass ich mein Gegenüber nicht spüre. Ich spüre die Angst nicht, ich spüre die Verzweiflung nicht. Ich sehe nicht, wie mein Opfer sich fühlt.“ Deswegen hat die psychische Gewalt und die Stigmatisierung im Netz eine Qualität angenommen, die in der realen Welt ihresgleichen sucht.
Der Grund für zunehmende Stigmatisierung im Netz
Doch was ist der Grund für diese zunehmende Stigmatisierung im Netz? Unsere Welt wird immer komplexer und die Menschen brauchen Vereinfachung, brauchen Stigmatisierung, um sich in diesem Dschungel aus Informationen und widersprüchlichen Wahrheiten zurechtzufinden, weiß Scherg.
Ich kann der Informationsflut, insbesondere in den sozialen Medien, nicht mehr Herr werden. „Stigmatisierung ist fast schon eine Notwendigkeit“, damit ich überhaupt noch Informationen aufnehmen und ihrem Strom eine gewisse Ordnung entgegensetzen kann. Doch diesen Wunsch nach Klarheit nutzen manche, um gegen andere zu hetzen; um Gerüchte in die Welt zu setzen und Stimmung zu machen. In einer komplexen Welt versuchen sie, die Dinge so zu reduzieren, dass sie manipuliert und Menschen damit beeinflusst werden können.
Diese Beeinflussung beginnt bereits in den Suchmaschinen, die durch Autovervollständigung zu jedem Namen weitere Vorschläge ausspucken. Jeder bekommt ein Label. Dieser Stigmatisierung im Netz entgegenzuwirken und selbst zu kontrollieren, welche Inhalte zu einer Person auf den ersten Suchmaschinenseiten erscheinen, das ist das Ziel von Scherg und seinem Team. Damit Menschen von ihrem Stigma befreit werden und ohne Angst vor dem digitalen Pranger leben können.