Von der Anonymität, die keine Redlichkeit kennt
Maskenball im Internet. Was im Karneval Pappnasen, Kostüme und Perücken, sind im Internet Decknamen, Tarnbilder und Fakeaccounts. Doch während wir drei tolle Tage mit Lust und Lachen auf der Straße gemeinsam feiern, warten anonyme Angreifer das ganze Jahr hinter ihren Bildschirmen mit feistem Lächeln einsam auf ihre Chance. Statt Luftschlangen und Konfettis schleudern sie Lügen und Verleumdungen in die Öffentlichkeit.
Und wenn wir am Aschermittwoch die Masken lupfen, bleiben sie im Online-Versteck. Unbekannte Aggressoren diffamieren Menschen und Gruppen, Organisationen und Konzerne.
Nicht einmal ihren eigenen Namen können die Anonymitäter schreiben. Das sagt schon alles. Identität im Internet? Viele von uns verbringen einen großen Teil ihres Lebens in der Online-Welt.
Hier trifft man sich, lobt und kritisiert, lernt sich kennen, findet sich interessant oder grauenvoll und verliert sich auch wieder aus den Augen. Daher ist es wichtig, zu wissen, mit dem man da in Verbindung steht und wen man kennenlernt. Wer sind die Online-Bekannten, Freunde und Feinde? Sind es Menschen, sind es Phantome? Wer uns unverblümt die Meinung sagen will, muss auch unverlogen seinen Namen nennen.
Dabei ist Anonymität im Internet ein traditionelles Gut und diente ursprünglich nicht dazu, Feigheit zu verschleiern. Nicknames waren ein Element der Identität und Netznutzer pflegten den Auftritt unter Ihrem Pseudonym mit Bedacht, gaben ihm facettenreich Gestalt und bezogen offen Position. Man war unvoreingenommen. Dies machte das junge Netz angreifbar.
Das Spielfeld neuer Kommunikationsformen wurde zum Schlachtfeld der Aggression. So sind die namenlosen Agitatoren und Mitläufer, die aus der Masse heraus die Integrität von Menschen vernichten, Totengräber der freien Netzmeinung. Ihre Verkleidung hat nichts zu tun mit den Alias-Identitäten der freien Foren oder dem Mummenschanz des fröhlichen Faschings. Wer für ein Posting seine Persönlichkeit verleugnet, will nur die öffentliche Erregung hochschaukeln.
Da schunkeln wir nicht mit.