Von elterlicher Autorität, die sich im Netz verliert
Wer, wie, was…wieso, weshalb, warum? Siri hat Antworten, Google Ergebnisse und bald äußert sich sogar die vernetzte Barbie: Brauche ich heute einen Regenschirm? Was ziehe ich an? Was mache ich heute? 12- bis 17jährige verbringen täglich zweieinhalb Stunden im Internet, so eine Studie der DAK und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen, am Wochenende sogar deutlich mehr. Das hat Suchtpotential.
Und ist der gemeine Teenager von Natur aus launisch, gereizt und ruhelos, kann es heutzutage auch ein Anzeichen für den kalten, grausamen Internetentzug sein. Die Frustration kommt hinzu, wenn der Versuch, den Konsum selbst in den Griff zu bekommen, scheitert. Wo sind wir Eltern in dieser schwierigen Zeit? Wahrscheinlich am anderen Rechner.
Der Teenie tummelt sich nach Lust und Laune im Internet, ohne Gefühl für Inhalt, Raum und Zeit. Völlig losgelöst, denn zu oft fehlen elterliche Vorgaben oder eine Auseinandersetzung am Esstisch. Wir glauben, wir wissen, wo sich unsere Kinder rumtreiben, so wie wir es immer wussten. Kein Wunder also, dass aus unserer Sicht kaum Informationsbedarf besteht, auf welcher Welle der Nachwuchs gerade surft. Wozu auch? Wir sind ja ständig selber online und im Netz unterwegs, oder nicht?
Laut einer Forsa-Studie behaupten Eltern, sie würden das Internet nicht nutzen, während sie Zeit mit ihren Kindern verbringen: Über drei Viertel der Väter und Mütter vergessen scheinbar, dass sie beim Frühstück To-Do-Listen anlegen und zum Abendbrot wichtige Kurznachrichten empfangen, dass sie auf der Couch rasch noch einen Blick auf die endende Ebay-Auktion riskieren, beim Fernsehen Twitter-Meldungen checken oder beim Gesellschaftsspiel ihren triumphalen Sieg auf Facebook posten.
Eine solche permanente Vernetzung lässt selbst die Kleinsten misstrauisch werden: Ob es später regnen wird? „Papa, frag doch lieber Siri.”
Das Smartphone: eine allwissende und allzeit verfügbare Super-Nanny, die die elterliche Autorität längst auf die „Stille Treppe“ geschickt hat.