Zweifelhafter Ruf durch URL-Hijacking
Ein zweifelhafter Ruf ensteht oft durch das Prinzip URL-Hijacking. Diese perfide Masche ist bereits seit Jahren bei Webseitenbetreibern bekannt und gefürchtet. Beim URL-Hijacking [dt. URL-Entführung] werden Domains aus dem Index von Suchmaschinen „entführt“. Dies passiert, wenn eine Webseite auf externe Inhalte weiterleitet und die Suchmaschine diese Weiterleitung falsch deutet. Neu ist jedoch, dass das URL-Hijacking dazu benutzt wird, Namen von unbescholtenen Menschen auf pornografischen Webseiten anzuzeigen und so die Reputation dieser Person ernsthaft zu beschädigen. Ein nachhaltiger zweifelhafter Ruf dieser Person ist oft die Folge.
URL-Hijacking – Was ist das?
URL-Hijacking ist ein unter Webseitenbetreibern gefürchtetes Problem und resultiert aus Weiterleitungen. Der eigentlich gewünschte Effekt einer Weiterleitung ist der folgende:
Domain A verweist durch eine permanente Weiterleitung auf Domain B. Suchmaschinen gehen dann davon aus, dass die Inhalte künftig immer unter Domain B zu finden sind. Dadurch fällt Domain A aus dem Suchindex und B wird dafür aufgenommen.
Domain A verweist mit einer temporären Weiterleitung auf Domain B. Suchmaschinen gehen also davon aus, dass die Inhalte nur vorübergehend unter Domain B zu finden sind, künftig aber wieder unter Domain A. Also wird Domain A in den Suchindex aufgenommen und Domain B wird gelöscht bzw. nicht aufgenommen. Wenn Domain B eigentlich die korrekte Adresse ist, durch die Weiterleitung jedoch Domain A von den Suchmaschinen aufgenommen wurde, hat Domain A die Domain B „entführt“.
Zum Problem werden temporäre Weiterleitungen, wenn die eigentlich vorübergehende Weiterleitung nicht wirklich vorübergehend ist. Wenn z.B. Domain A mittels temporärer Weiterleitung auf Domain B verweist, obwohl beide Webseiten nichts miteinander zu tun haben, gehen Suchmaschinen nach einiger Zeit davon aus, das Domain B irgendwann wieder unter Domain A erreichbar sein wird und löscht Domain B aus dem Index. Dies war in der Vergangenheit bei Webverzeichnissen der Fall, in dem Webseiten eingetragen wurden. Ein offenes Tor für URL-Hijacking.
Zweifelhafter Ruf durch durch unerwünschte Einträge auf Erotikseiten
Einer relativ jungen und besonders perfiden Form dieses Phänomens sehen sich momentan viele Nutzer ausgesetzt. In mehreren Fällen haben sich bislang zumeist Frauen an uns gewandt, die bei der Eingabe ihres Namens in der Suchmaschine Google Ergebnisse mit ihrem Namen auf Erotikseiten entdeckten. Aufgrund der Schnelllebigkeit des Internet, kann so in Sekundenschnelle ein zweifelhafter Ruf der Betroffenen weit verbreitet werden. Bei einem Klick auf die vermeintlichen Ergebnisse sind allerdings keine namentlichen Nennungen der Personen sichtbar gewesen, die vermeintliche Webseite aus dem Suchindex wurde zudem nicht in der Adresszeile des Browsers angezeigt, sondern eine andere Unterseite.
Eine junge Frau wurde von Freunden auf „merkwürdige Inhalte“ von ihr im Web angesprochen. Kurz darauf gab sie ihren Namen bei Google ein und stieß auf eine Vielzahl von Erotik-Webseiten, auf der angeblich ihr Name zu finden war. Bei einem Klick auf die Ergebnisse konnte sie ihren Namen zwar nicht finden, ihre Suchergebnisse, gespickt mit pornografischen Inhalten, sprechen jedoch eine deutliche Sprache. Nutzer, die nicht in der Tiefe nach dieser Frau suchen, erhalten so den Eindruck, dass die von ihnen gesuchte Person in irgendeiner Form mit Erotik-Videos in Verbindung steht. Ein Umstand, der viel Schaden verursacht hat und ein klassischer Fall von URL-Hijacking ist. Ein zweifelhafter Ruf ist das Ergebnis.
Was kann man dagegen tun?
Wie diese Webseiten, vorrangig aus dem pornografischen Bereich, an Vor-/Nachname, Adresse, Wohnort und teilweise auch Firma gelangen, variiert von Fall zu Fall. Häufig werden für jegliche Suchanfragen auf den Webseiten eigene Index-Seiten angelegt und so für Suchmaschinen aufbereitet, dass diese Index-Seiten schnell ein gutes Ranking erlangen. Viele Seiten machen sich auch Sicherheitslücken anderer Webseiten zu Nutze und verschaffen sich unerlaubt Zugang zu Nutzerdaten. Allerdings wird man, wie oben beschrieben, beim Aufruf der Seite auf eine andere Seite weitergeleitet, weder auf noch im Quelltext der Webseite sind Name und/oder Wohnort der Person zu finden. Da sich keine Inhalte auf diesen Seiten befinden, können diese negativen Webseiten zumeist über Google Webmaster Tools entfernt werden – damit ist der Spuk bei einigen Betroffenen schnell vorbei und ein etwaiger zweifelhafter Ruf kann rehabilitiert werden.
Problematisch wird es jedoch, wenn Name und Informationen auf der Webseite oder im Quelltext der Webseite zu finden sind. In diesem Falle sollten zuerst die Webseitenbetreiber direkt kontaktiert werden. Allerdings sitzen diese in nahezu 100% der Fälle im Ausland und sind nur schwer ausfindig zu machen. Wenn eine Kontaktmöglichkeit besteht, reagieren die Betreiber zumeist nicht – vor allem im Erotikbereich besteht eine geringe Einsicht bezüglich der Löschung dieser Daten. Der Weg über Google ist ebenfalls denkbar, um die Webseite aus dem Index zu nehmen. Auf der Webseite selbst bleiben die Inhalte jedoch auch nach der Löschung aus dem Suchmaschinenindex online. Insgesamt ist zudem die Rechtslage in den hostenden Ländern meist unklar, ein anwaltliches Vorgehen kann so schnell sehr teuer werden.
Ein Beispiel
Eine ehemalige Mandantin, eine junge Studentin, erfuhr das gleiche Schicksal. Sie studierte an einer Universität im Ausland und wollte sich kurz vor dem Studienabschluss über Jobs in Deutschland erkundigen. Durch Zufall entdeckte sie Suchergebnisse über sich, wie sie auch die oben erwähnte Dame vorfand. Ein zweiferhafter Ruf haftete Ihr plötzlich und unwissentlich an. Bei ihr verfuhren wir mit einer gemischten Strategie. Wir kümmerten uns gleichzeitig um die Löschung der pornografischen Inhalte und platzierten parallel positive Inhalte. So konnten wir innerhalb kurzer Zeit die Suchergebnisse der jungen Frau bereinigen.
Betroffen von beiden Varianten dieser persönlichen Rufschädigung sind zumeist Personen, die bislang gar nicht oder nur gering im Internet in Erscheinung getreten sind. Anstatt langwierige Kontaktaufnahmen oder Löschversuche zu starten, ist dann häufig der Weg der eigenen Positionierung hilfreicher. Hier hilft es häufig schon, Profile auf rankingstarken Webseiten wie LinkedIn, XING und Facebook anzulegen, um erste Verdrängungseffekte zu erzeugen.
Einen hundertprozentigen Schutz vor URL-Hijacking und dem Erscheinen des eigenen Namens auf unseriösen Webseiten, denen ein zweifelhafter Ruf vorauseilt gibt es nicht, prinzipiell kann dies jeden Nutzer treffen. Zudem verfügen die Urheber über fundierte Erfahrungen im SEO-Bereich. Tritt der Fall ein, gilt es, mit einem professionellen Online Reputationsmanagement, positive Inhalte zu schaffen und diese durch gezielte Suchmaschinenoptimierung in den Suchergebnissen vor den rufschädigenden Einträgen zu platzieren. Ein so entstandener zweifelhafter ‘Ruf der Opfer kann so oft wieder bereinigt werden. Und durch das präventive Aufbauen der eigenen Online Reputation kann solchen Angreifen vorgebeugt und der Reputationsverlust deutlich minimiert werden.
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